Heute hatten wir erneut eine lange Autofahrt vor uns: bis Prince George waren es über 450 km, alles auf dem Highway 16, über Smithers, Houston, Burns Lake, Fraser Lake und Vanderhoof. Das Navi zeigte als nächste Abzweigung die Victoria St in Prince George an in 470 km, es waren also keine besondere Vorkommnisse die nächsten 6 Stunden zu erwarten, nicht mal eine Abzweigung!
Aber so langweilig wurde die Fahrt doch nicht: Schon kurz nach Abfahrt sah Moni ein Tier auf der anderen Strassenseite, wenige Meter vom Strassenrand. Ich stoppte, kehrte um und: Da steht eine Elch-Kuh und frisst Gras! Sie fühlte sich aber durch unsere Anwesenheit etwas unwohl und verbarg sich hinter einem Gebüsch, von wo sie uns weiter beobachtete. Wir beobachteten ebenfalls, da aber nach ein /zwei Minuten immer noch nichts passierte, fuhren wir weiter.
Kurz vor Smithers sahen wir durch die Bäume einen Güterzug auf dem Geleise stehen. Da dort vom Highway eine Seitenstrasse abzweigte, fuhren wir Richtung Zug bis zu einem Bahnübergang, der rot blinkte und klingelte. Wir hielten an und sahen den Zug wenige Meter vor dem Bahnübergang auf offener Strecke stehen. Die beiden Lokführer waren ausgestiegen und diskutierten am Strassenrand miteinander.
Ich machte ein paar Fotos, dann fragte ich die beiden, warum der Zug hier hält. Die Antwort war: «Unsere Schicht ist abgelaufen und wir warten auf unsere Ablösung». Ich erfuhr, dass eine Schicht maximal 12 Stunden dauern dürfe, und dass dies normalerweise von Prince Rupert bis Smithers reichen würde, die nächste Schicht reicht dann gerade von Smithers bis Prince George.
Die beiden waren also am Vorabend gegen 22 Uhr am Meer abgefahren und die ganze Nacht unterwegs gewesen. Und an diesem Bahnübergang im Wald fand nun der Schichtwechsel statt! Und das mit eingeschaltetem Warnlicht und Warnglocke des Bahnüberganges.
Da sich die Ablösung aber noch nicht zeigte, verabschiedeten wir uns von den beiden und fuhren auf den Highway zurück.
Auch weiterhin war es nicht langweilig: Links und rechts der Strasse sah man nun Farmen und Vieh auf der Weide. Dazwischen wieder mal einen See oder Weiher, oder ein Dorf.
Gegen halb fünf trafen wir in Prince George ein, eine Stadt mit ca. 70’000 Einwohnern. Sie ist auch Universitätsstadt. Sie ist grossflächig gebaut, hat aber nach unserem Geschmack keine Atmosphäre: Wohnhäuser, Einkaufszentren, Restaurants und Fastfood-Buden, Garagen und Hotels sind irgendwie unstrukturiert verteilt. Wir hatten im «Coast Inn of the North» reserviert, einem modernen 8-stöckigen Hotel in der Downtown.
Obwohl das Hotel eigentlich im Zentrum (Downtown) stand, fanden wir die Strassen am Abend beinahe menschenleer: Die Leute sind vermutlich weitgehend mit dem Auto unterwegs.
Wir machten uns dennoch zu Fuss auf, um irgendwo ein Nachtessen zu finden und landeten in einem Pub-ähnlichen Restaurant, in dem es ausgezeichneten Sockeye-Lachs und Fleischgerichte gab.