Aufenthalt in Jasper (1. Tag)

Sonntag, 23. September 2018

Übersichtskarte mit den wichtigsten Punkten

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Heute Morgen gingen wir nach dem Frühstück als erstes zu einem Büro für Veranstaltungen, um zwei Plätze für die Schiffsrundfahrt auf dem Maligne Lake zu ergattern, einem der schönsten Seen in den Rocky Mountains.
Es gab zwei Programme: 1.5 Stunden mit 10 Minuten Aufenthalt auf der Spirit Island, und 2 Stunden mit 30 Minuten Inselaufenthalt, inkl. Führung. Beide Fahrten waren relativ teuer ($79 und $114, pro Person!). Wir entschieden uns für die teurere Variante, da dort noch Plätze um 12.30 Uhr frei waren, sonst hätten wir bis gegen den Abend warten müssen.

Wir machten uns umgehend auf den Weg, da doch etwa 45 Minuten Fahrzeit zu erwarten war. Gleich unterhalb Jasper ging es in ein Seitental. Da wäre schon eine erste Sehenswürdigkeit gewesen (Maligne Canyon), aber aus Zeitmangel sparten wir dessen Besichtigung für den Rückweg auf.

Nach etwa 15 km erreichten wir den Medicine Lake, oder besser was von ihm übrig geblieben war: Dieser etwa 7 km lange See fliesst unterirdisch ab. Im Frühjahr bei der Schneeschmelze wird dieser See aufgefüllt und erreicht dann seinen höchsten Wasserstand. Da der Abfluss immer etwa gleich ist, der Zufluss nach dem Verschwinden der Schneedecke aber kleiner wird, nimmt der Wasserstand gegen den Herbst ab. Für uns sah er teilweise aus wie das Watt-Meer bei Niedrigwasser: Sand und dazwischen verzweigte Wasserläufe.

Die Westseite des Sees war vor einigen Jahren von einem riesigen Waldbrand heimgesucht worden, dementsprechend sah der die Bergflanke traurig aus: überall ragten nur noch die verkohlten Baumstämme aus dem Boden. Aber in ein paar Jahren wird dort wieder neues Grün wachsen.

Nach weiteren 15 km kamen wir beim Maligne Lake an. Dort gab es neben dem grossen Parkplatz ein Restaurant und natürlich den Schiffssteg mit mehreren wartenden Schiffen. Es wurden ja Tickets auf eine bestimmte Zeit verkauft, deshalb gab es kein Gedränge. Um 12.20 Uhr wurde unsere Zeit aufgerufen, und wir konnten das Schiff besteigen. Wir waren 24 Passagiere, d.h. das Schiff war etwa ⅔ voll, und man konnte zum Fotografieren auch die Einstiegsplattform benutzen.

Während der Fahrt erklärte uns der Guide die Umgebung, d.h. Gletscher und Berge und dass der See nur von Gletschern gespiesen wird und deshalb die Wassertemperatur kaum über 4º C steigen würde. Er erzählte auch, dass die Wälder in den Parks ein grosses Problem mit den Borkenkäfern haben. Diese schädigen nicht das Fallholz wie bei uns, sondern vor allem die alten und die geschwächten Nadelbäume. Weil in den Nationalparks die Wälder nicht bewirtschaftet werden, sind die meisten Wälder überaltert. So sind um Jasper teilweise über 40% aller Bäume vom Käfer befallen. Diese Bäume werden braun und sterben ab.
Ein wirksames Mittel ist bis heute noch nicht gefunden; die Larven sterben durch langen tiefen Frost oder durch Feuer. Da in der letzten Zeit die Winter nicht mehr lange genügend kalt werden, wird am Schluss nur noch die zweite, radikale Variante den Käfer vernichten: grossflächige, natürliche Waldbrände, wie sie am Medicine Lake vor ein paar Jahren passiert sind. Später werden dort wieder junge Bäume wachsen, welche dem Borkenkäfer widerstehen können.

Nach etwa 40 Minuten Bootsfahrt hatten wir den hinteren Teil des Sees und damit die bekannte Spirit Island erreicht. Beim Ausstieg erwartete uns eine lokale Führerin, welche uns alles Wissenswerte über diese Insel (meist ist es ‘nur‘ eine Halbinsel, abhängig vom Wasserstand des Sees) erzählte:
Spirit Island ist nur mit dem Schiff zu erreichen. Sie war für die Ureinwohner (First Nations) eine geweihte Insel, und seit ein paar Jahren hat sie diesen Status wieder: Sie darf nicht mehr von Touristen betreten werden, was die Insel auch vor Zerstörung (mutwillig oder Abnützung) schützt. Weltbekannt geworden ist sie, als Kodak in den 50er Jahren einen neuen Farbfilm einführte und als Werbung ein 6 m × 18 m grosses beleuchtetes Transparent-Bild dieser Insel in der Eingangshalle der Penn Station in New York angebracht hatte. Seither ist diese Insel in beinahe jedem Kanada-Prospekt oder -Kalender abgebildet.

Wir hatten genügend Zeit, die Insel aus allen möglichen Perspektiven zu fotografieren. Leider waren die Berge teilweise hinter Wolken verborgen, so dass die imposante Kulisse nur zu erahnen war.

Als Zugabe fuhr dann das Schiff eine kleine Runde auf dem interen See-Teil, dann wurde die Rückfahrt in Angriff genommen, und nach exakt 2 Stunden waren wir wieder bei der Schiffsanlegestelle.

Beim Heimweg sahen wir neben der Strasse noch eine Elchkuh mit einem Jungtier, was auf der Strasse zu einem richtigen Stau von Autos gab, bei denen die Insassen (wie wir) ausstiegen, um die Tiere zu fotografieren.
Weiter unten besuchten wir noch den Maligne Canyon. Dort führen mehrere Wege dem tief eingeschnittenen Fluss entlang, und mehrere Brücken überqueren die tiefe Schlucht, welche der  Maligne River in das Karstgestein eingefressen hat. Teilweise ist die Schlucht nur gut 2 m breit, aber 50m tief! Da die Zeit schon etwas fortgeschritten war, verzichteten wir auf den grossen Rundgang über alle Brücken und fuhren wieder nach Jasper zurück.

Weil es am Vortag so gut war, nahmen wir das Nachtessen wieder im gleichen Hotel-Restaurant ein.

 

 

Spirit-Island im Maligne-Lake

 

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